Zunehmender staatlich geförderter Hacktivismus


Hacktivism: Die pro-russische Gruppe NoName057(16) war 2024 für 90 Prozent aller dokumentierten Angriffe dieser Art verantwortlich – oft auf kritische Infrastrukturen wie Behörden, Verkehrssysteme oder Banken
Hacktivisten agieren dabei zunehmend als digitale Stellvertreter in geopolitischen Konflikten


Forescout Technologies, Anbieterin von Cybersicherheitslösungen, hat seinen aktuellen Bericht "The Rise of State-Sponsored Hacktivism" veröffentlicht, der den Anstieg von Angriffen durch Hacktivisten im Jahr 2024 unter die Lupe nimmt und Prognosen für 2025 stellt. Dem Bericht zufolge bekannten sich allein im Jahr 2024 vier staatlich geförderte Hacktivisten-Gruppen, die auf den entgegengesetzten Seiten des Russland-Ukraine-Kriegs und des Israel-Palästina-Konflikts operieren, zu 780 Angriffen: BlackJack, die Handala-Gruppe, Indian Cyber Force und NoName057(16). Viele dieser Angriffe richteten sich gegen kritische Infrastrukturbereiche wie staatliche Dienstleistungen, Verkehrssysteme und Finanzinstitute.

Der moderne Hacktivismus hat sich vom ideologisch motivierten Hacking auf die Unterstützung von Kriegsführung ausgeweitet. Heutige Hacktivisten nehmen häufig gegnerische kritische Infrastrukturen ins Visier, um den strategischen Zielen von Nationalstaaten zu dienen. Dieser Wandel hat die Grenzen zwischen dem herkömmlichen Hacktivismus und staatlich geförderten Cyberattacken verschwimmen lassen. Es wird daher immer schwieriger, zwischen unabhängigen Aktivisten und Stellvertreter-Akteuren zu unterscheiden, die im Auftrag von Regierungen tätig sind.

"Konflikte zwischen Nationalstaaten haben zur Herausbildung einer neuen Art von Bedrohung geführt: Hacktivisten, die als Stellvertreter von Staaten mit Cyberangriffen Schaden anrichten", erklärt Barry Mainz, CEO von Forescout. "Und das ist kein Risiko für die Zukunft – es ist bereits Realität. Weltweit beobachten wir zunehmende Angriffe auf kritische Infrastrukturen und kommerzielle Netze. Angesichts wachsender geopolitischer Spannungen müssen Unternehmen jetzt handeln, um jede Lücke zu schließen und ihre Angriffsfläche unter Kontrolle zu bekommen, bevor sie gegen sie eingesetzt wird."

Die aktivste Hacktivisten-Gruppe war NoName057
NoName057(16), eine pro-russische Gruppe, war die bei weitem aktivste Hacktivisten-Gruppe und steckte hinter 90 Prozent der analysierten Angriffe. Dazu zählten vor allem massive DDoS-Attacken auf die Websites von Einrichtungen in der Ukraine und in Ländern, die die Ukraine unterstützen. BlackJack (1 Prozent), die Handala-Gruppe (8 Prozent) und Indian Cyber Force (1 Prozent) waren für die restlichen Angriffe verantwortlich.

Angriffe von Hacktivisten in 40 Ländern – die Ukraine war am stärksten betroffen
>> Die am häufigsten angegriffenen Länder waren die Ukraine (141 Angriffe), Israel (80) und Spanien (64).
>>82 Prozent der Angriffe richteten sich gegen europäische Länder, 18 Prozent gegen Asien einschließlich des Nahen Ostens.
>> Weniger als 1 Prozent der Angriffe betrafen Einrichtungen in Nord- und Südamerika.

Kritische Infrastrukturen bleiben das Hauptziel
>> 44 Prozent der Angriffe zielten auf staatliche Einrichtungen ab, einschließlich militärischer.
>> 21 Prozent der Angriffe richteten sich gegen den Transport- und Logistiksektor. Vorrangige Ziele waren dabei Häfen, Flughäfen, Straßen, Eisenbahnen und städtische Nahverkehrssysteme.
>> 13 Prozent der Angriffe verursachten Störungen bei Finanzdienstleistungen, einschließlich Banken, Zahlungssystemen und anderen Finanzinfrastrukturen.

"Kriminelle Hacktivisten-Gruppen werden ihre zerstörerischen Cyberangriffe weiter verstärken, insbesondere solche gegen Länder, die in Konflikte verwickelt sind oder gegnerische Konfliktparteien unterstützen", so Daniel dos Santos, Forschungsleiter bei Forescout Research - Vedere Labs. "Wir gehen davon aus, dass sie sich dabei vorwiegend auf Sektoren konzentrieren werden, die Auswirkungen auf das Alltagsleben haben, wie etwa staatliche Dienstleistungen und Finanzinstitute. DDoS-Angriffe und Datendiebstahl bleiben ein häufig verwendetes Mittel, doch Hacktivisten werden zunehmend auch OT- und IoT-Schwachstellen ausnutzen, um gravierende Betriebsstörungen zu verursachen. Es ist jetzt wichtiger denn je, die Abwehr zu stärken und die Transparenz in IT- und OT-Umgebungen zu verbessern." (Forescout: ra)

eingetragen: 08.05.25

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  • Cybersicherheitsresilienz rückt in den Fokus

    LevelBlue hat ihren 2025 Spotlight Report: Cyber Resilience and Business Impact in Healthcare veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, wie sich die Gesundheitsbranche gegen zunehmend zahlreichere und ausgefeiltere Angriffe schützt. Der neue Bericht zeigt, dass 32? Prozent der Führungskräfte im Gesundheitswesen angeben, dass ihre Organisation in den vergangenen zwölf Monaten von einer Sicherheitsverletzung betroffen war, und dass fast die Hälfte (46? Prozent) ein deutlich höheres Angriffsvolumen verzeichnet. Während Künstliche Intelligenz (KI) Gesundheitseinrichtungen bisher unerreichte Effizienz, optimierte Prozesse und gesteigerte Automatisierung verspricht, zeigt der Bericht, dass sich nur 29? Prozent der Führungskräfte auf KI-gestützte Bedrohungen vorbereitet sehen - obwohl 41? Prozent davon ausgehen, dass solche Angriffe eintreten werden.

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    SailPoint hat einen neuen Forschungsbericht mit dem Titel "KI-Agenten: Die neue Angriffsfläche" veröffentlicht. Grundlage ist eine weltweite Umfrage unter Sicherheits- und IT-Fachleuten sowie Führungskräften. Der Bericht betont, wie wichtig es angesichts des zunehmenden Einsatzes von KI-Agenten ist, die Identitätssicherheit zu verbessern.

  • Fehleinschätzungen oder Schuldzuweisungen

    Cohesity hat die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.000 Mitarbeitenden in Deutschland veröffentlicht. Demnach hatten 30 Prozent im letzten Jahr kein IT-Sicherheitstraining an ihrem Arbeitsplatz. Infolgedessen ist das Wissen über IT-Sicherheit auch sehr lückenhaft, beispielsweise kennen 32 Prozent der Befragten den Begriff Ransomware nicht. Die Konsequenzen sind fatal, denn wer die Gefahren nicht einschätzen kann, wird schneller Opfer von gängigen Angriffsmethoden wie Phishing-Mails. So ist der Mensch die größte Schwachstelle in Sachen IT-Sicherheit - und Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden intensiver trainieren.

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