Können SaaS-Projekte einen ROI haben?


SaaS am "Point of No Return": Wer keine Investition tätigt, bekommt natürlich auch nichts zurück
Wenn heute SaaS-Projekte immer wieder mit extrem kurzen ROIs prunken, so ist das ein Stück weit Etikettenschwindel


Peer Stemmler:
Peer Stemmler: SaaS ist für Unternehmen deshalb so interessant, weil keine Investition nötig sind, Bild: Cisco WebEx

Peer Stemmler, Country Manager Germany bei Cisco WebEx in Düsseldorf

(20.11.09) - Der Return-on-Investment (ROI) hat in den letzten Jahren in der IT Karriere gemacht und sich als eine zentrale Kennziffer für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Investitionen etabliert. Heute lässt sich kaum noch ein IT-Projekt starten, ohne dass man einen günstigen, also möglichst kurzen ROI nachweist. Neuerdings lässt sich sogar ein Run auf möglichst kurze ROIs feststellen: Ein ROI von einem Jahr, also ein Rückfluss der investierten Mittel innerhalb eines Jahres, ist mittlerweile das Mindeste, aber ein ROI von einem halben Jahr sieht noch besser aus, denn wer im Januar investiert, macht schon ab Juli Gewinn und wenn das Jahr um ist, freut sich die Bilanz.

Der ROI ist als Kennzahl umso wichtiger als die IT in vielen Unternehmen immer ein wenig im Verdacht steht, sie sei in Wahrheit eine riesige Geldvernichtungsanlage, die Jahr für Jahr Investition über Investition verschlingt, ohne dass man eigentlich so recht weiß, was das dem Unternehmen unterm Strich bringt. Mit einem niedrigen ROI kann die IT einen einfachen Gegenbeweis antreten: Seht her, wir verbrennen kein Geld – ab Juli verdienen wir es.

Da kann ein neues IT-Konzept wie Software-as-a-Service (SaaS) natürlich nicht zurückstehen: "Kurzer ROI" versprechen die Anbieter. "Unter sechs Monaten" mindestens. Ja, es wurden sogar schon SaaS-Projekte mit einem ROI von weniger als sechs Wochen gesichtet. Hier sollte man sich aber erinnern, worum es bei Software-as-a-Service eigentlich geht.

Tatsächlich ist SaaS eine neuartige Art die IT zu betreiben. Anwendungen laufen hier nicht mehr im eigenen Rechenzentrum, sondern bei einem Provider, der auch die dazu gehörenden Dienstleistungen zur Verfügung stellt: Installation, Konfiguration, Wartung, Training, Anwender-Support, Updates oder Backups, ja sogar um die Weiterentwicklung der Programme. Der SaaS-Kunde hat also mit Anwendung direkt überhaupt nichts zu tun, er braucht keine Server, keine Software-Lizenzen, keine Administration, keine IT-Fachleute. Er nutzt nur die Funktionalität der Applikationen und benötigt dafür nur einen Internet-Browser.

SaaS ist also wirklich "Service" und für Unternehmen gerade deshalb so interessant, weil keine Investition nötig sind. Man kann sofort loslegen, kann jederzeit die Nutzung ausweiten und wenn das eigene Geschäft andere Wege einschlägt, kündigt man den Service-Vertrag und muss dann noch nicht einmal überflüssige Computer entsorgen.

Was aber ist mit dem ROI? Wer keine Investition tätigt, bekommt natürlich auch nichts zurück: no investment – no return. Das ist keine Eigenheit von SaaS, sondern eine Folge des Service-Konzepts, bei dem betriebswirtschaftlich gesehen laufende Kosten an die Stelle von Anlageinvestitionen treten. Das ist nichts anderes als wenn beispielsweise ein Unternehmen die eigene Fahrzeugflotte abschafft und seine Mobilität mit Mietautos oder Taxis organisiert. Es muss nun nicht mehr in Fahrzeuge investiert werden, der gesamte Fahrbetrieb wird über laufende Kosten finanziert.

Unternehmen gewinnen durch Flexibilität und Liquidität; man kann leichter skalieren und muss sich vor allem um einige Dinge nicht mehr kümmern, beispielsweise um Administration oder Datensicherung. Natürlich gibt es nichts umsonst, man zahlt die monatlichen SaaS-Gebühren über die Laufzeit des Vertrags und ist darüber hinaus vor Belastungen sicher. Aber man kann nicht etwas zurückbekommen, das man gar nicht weggegeben hat. Das wäre dann doch zuviel des Guten.

Freilich gibt es auch bei SaaS-Projekten häufig Anschub-Investitionen, die nötig sind, um den bisherigen IT-Betrieb auf das neue Konzept umzustellen. Solche Investitionen betreffen aber nicht den Kern der Anwendungen und taugen daher nicht zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit eines Projekts. Die kann sich nur erweisen, wenn man die monatlichen Kosten für die SaaS-Lösung mit ihrem Beitrag zum Unternehmenserfolg vergleicht.

Wenn heute also SaaS-Projekte immer wieder mit extrem kurzen ROIs prunken, so ist das ein Stück weit Etikettenschwindel. Wenn man in die neue Infrastruktur kaum etwas investieren muss, weil der Aufwand im Wesentlichen nur noch im Form laufender Kosten verbucht wird, dann ist auch ein ROI von einer Woche kein Kunststück. Im Idealfall wird er immer gegen Null tendieren. Der ROI gehört eben in die Welt traditioneller IT-Projekte, in der man Computern nur traute, wenn man sie im eigenen Keller arbeiten hörte, Computern, die man dann auch selbst finanziert hatte. SaaS sprengt diese herkömmlichen Kriterien und ist insofern ein wirklich evolutionäres Konzept. Andere Kriterien wie TCO (Total Costs of Ownership) sind da beispielsweise wesentlich besser geeignet. Die ROI-Rallye hat SaaS daher gar nicht nötig. (Cisco WebEx: ra)

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