Warum Site-Hosting auf Force.com Sites?


Kommentar von Rüdiger Spies und David Bradshaw, IDC: Was treibt salesforce.com, sich vom lukrativen Software-as-a-Service-Geschäft ab- und dem viel weniger profitablen Webhosting-Geschäft zuzuwenden?
Mit einer steigenden Anzahl von Geschäftsabläufen, die auf den salesforce.com-Servern laufen, steigt auch die Abhängigkeit


(25.06.09) - salesforce.com bietet jetzt mit "Force.com Sites" allen Kunden die Möglichkeit, ihre eigenen Websites und auch Webapplikationen auf Basis der Infrastruktur von salesforce.com zu erstellen. Für Enterprise-Kunden von Force.com Sites ist die erste halbe Million Seitenaufrufe (Page Views) kostenlos, für Nutzer der Unlimited Edition sogar die erste Million. Andere Kunden zahlen pro einer Million Seitenaufrufe 1.000 USD monatlich (dieser Preis gilt auch für Enterprise- und Unlimited Edition-Kunden, wenn die Anzahl der kostenlosen Aufrufe überstiegen wird). Wie die Preise für europäische Kunden gestaltet werden, ist noch nicht bekannt.

Das Interessante an einem Site-Hosting auf Force.com Sites ist die Möglichkeit, die entsprechende Site (oder eine Microsite, die mit der Haupt-Website integriert ist) so zu erstellen, dass Kundenprozesse, die zwischen dem Internet und allen anderen Kundenkontaktpunkten ablaufen, die über salesforce.com gemanagt werden, nahtlos miteinander integriert werden können – egal ob es dabei um Vertrieb, Services oder Marketing geht.

Das hört sich nach nichts Großartigem an, ist aber sehr wohl etwas Besonderes. Schließlich ist bekannt, dass direkt an Kunden gerichtete Prozesse nach wie vor alle möglichen Lücken aufweisen, die sich störend auf die Kundenerfahrung auswirken. Viele Unternehmen ändern ihre Websites immer wieder; es kommen neue Seiten hinzu und neue Möglichkeiten werden angeboten, was wiederum eine erneute Integration der Applikationen erforderlich macht. Mit Force.com Sites sind eine engere Verknüpfung zwischen der Website und dem CRM-System und eine einfachere Wartung möglich.

Was springt nun für salesforce.com dabei heraus? Der Anbieter sieht laut eigenen Aussagen hier eine gute Geschäftschance. Im Laufe des Technology Preview-Programms wurden über 38 Millionen Seitenaufrufe bearbeitet. Auf den ersten Blick erscheint das nicht viel, doch man muss dabei bedenken, dass dieser Technology Preview nur 85 Großkunden probeweise für lediglich fünf Monate zur Verfügung gestellt wurde.

Dahinter steht aber auch noch die Kundenstrategie von salesforce.com, die da lautet: Den Kunden erst einmal damit vertraut und dann richtiggehend abhängig zu machen, wobei die Customer Success Manager von salesforce.com ein wenig nachhelfen. Mit einer steigenden Anzahl von Geschäftsabläufen, die auf den salesforce.com-Servern laufen, steigt auch diese Abhängigkeit.

Schließlich kann man diesen neuen Service auch noch als Verbesserung der von salesforce.com schon seit langem angebotenen Möglichkeit betrachten, Transaktionen direkt über das API anstatt das User Interface durchzuführen. Das API erhält ein Web-Frontend, welches auf den Servern von salesforce.com gehostet wird.

Doch was treibt salesforce.com, sich vom lukrativen Software-as-a-Service (SaaS)-Geschäft ab- und dem viel weniger profitablen Webhosting-Geschäft zuzuwenden, das schon fast so etwas wie eine Massenware ist? Die geplanten 1.000 USD pro einer Million Seitenaufrufe (falls das Monats-Limit überhaupt aufgebraucht wird) sind, verglichen mit den Preisen für "normale" Webhosting-Services, nicht besonders günstig; salesforce.com verlangt also einen höheren Preis für einen umfassenderen Service. Kostenmäßig hat salesforce.com laut eigenen Aussagen ihre Infrastrukturbasis so gut optimiert, dass Services auch auf diesem niedrigen Preisniveau noch mit Gewinn verkauft werden können.

Salesforce.com wird durch Force.com Sites nicht zu einem großen, umsatzstarken Internet Service Provider (ISP) werden. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Kunden von salesforce.com das Angebot für transaktionsgetriebene Microsites nutzen werden, auf denen die Anwender sich registrieren und mit dem Anbieter Kontakt aufnehmen können. Dass diese Anmeldungen, die oft sowieso als potenzielle Kundenkontakte behandelt werden, direkt in das salesforce.com System einfließen, stellt weniger ein neues ISP-Geschäftsfeld als vielmehr eine CRM-Erweiterung dar.

Und wie sieht die langfristige Perspektive aus? Salesforce.com versteht sich sehr gut darauf, Produktinitiativen zu starten und sie dann nach und nach entsprechend anzupassen. Das ist zwar nicht ganz so extrem wie die ewigen Betaversionen vieler Google Services, aber ein Nebeneffekt des SaaS-Geschäftsmodells besteht darin, dass schnelle Innovationen möglich sind. Und genau das wird wohl mit Force.com Sites passieren. (IDC: ra)

IDC: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser PMK-Verlags-Newsletter
Ihr PMK-Verlags-Newsletter hier >>>>>>



Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Cloud-Kunden den Anbieterwechsel erleichtern

    Die im Januar 2024 in Kraft getretene EU-Datenverordnung, die den Wettbewerb fördern soll, indem sie Cloud-Kunden den Anbieterwechsel erleichtert, wirbelt den Markt für Cloud-Dienste kräftig durcheinander - zum Vorteil von Unternehmen, meint Jamil Ahmed, Director und Distinguished Engineer bei Solace.

  • Kriterien im Umgang mit KI-Systemen

    eco - Verband der Internetwirtschaft e.V. forderte anlässlich der Abstimmung über den AI Act im Ausschuss der ständigen Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten eine praxistaugliche Umsetzung und EU-weit einheitliche Kriterien im Umgang mit KI-Systemen.

  • Trends der Netzwerktechnologie 2024

    Künstliche Intelligenz und Cloud Computing ergänzen sich symbiotisch. Obwohl ML und KI keine neuen Technologien und Konzepte sind, hat die Verfügbarkeit großer Rechen- und Speicherkapazitäten über die Cloud die jüngsten Entwicklungen von KI beschleunigt.

  • Datenmengen häufen sich

    Immer mehr Unternehmen in Deutschland setzen auf Cloud Computing - Tendenz steigend. Dabei nennt sich die Verlagerung von Rechenressourcen wie etwa Daten, Anwendungen oder IT-Prozesse in die Cloud-Migration.

  • Datenflut in der Multi-Cloud-Welt

    Künstliche Intelligenz (KI) markiert aktuell einen wichtigen Wendepunkt für die Technologiebranche. Die in den 1950er Jahren von John McCarthy geprägt Technik hat sich jahrzehntelang hauptsächlich im Hintergrund weiterentwickelt, bis die Veröffentlichung des generativen KI-Tools ChatGPT den Durchbruch brachte.

  • Bitkom zum KI-Aktionsplan

    Bitkom begrüßt den KI-Aktionsplan des BMBF. Schon heute ist Deutschland in der Forschung rund um KI sehr gut aufgestellt und es ist richtig, sie weiter auszubauen. Wie diese Initiative des Forschungsministeriums in die Gesamtstrategie der Bundesregierung zur Künstlichen Intelligenz eingebettet werden soll, bleibt hingegen offen.

  • Digitale-Dienste-Gesetz deutlich homogener

    Das Gesetz über digitale Dienste (Digital Service Act, DSA) wurde im November 2022 im EU-Parlament verabschiedet und soll zusammen mit dem Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) in den kommenden Jahren die Standards für einen sichereren und offeneren digitalen Raum für Nutzer sowie gleiche Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen innerhalb der EU setzen.

  • Berater lassen Texte oft von ChatGPT schreiben

    Seit das Unternehmen OpenAI Ende 2022 sein Programm ChatGPT für die allgemeine kostenlose Nutzung freigeschaltet hat, ist um das Thema künstliche Intelligenz (KI) ein Hype entstanden. Auch die Beraterszene hat den Nutzen solcher Chat-Programme wie ChatGPT für sich erkannt - zu Recht, denn mit ihnen lassen sich sehr schnell und einfach zumindest erste Entwürfe solcher Werbetexte wie Blogbeiträge, Werbeschreiben oder Post für die Social Media generieren, die man dann weiterbearbeiten kann.

  • Unabhängiger Datenschutz für freie Anbieterwahl

    Es gibt viele Gründe für Unternehmen, den Cloud-Anbieter zu wechseln, ganz gleich ob von oder zu großen oder kleineren Anbietern. Einer der häufigeren Gründe ist neben der unterschiedlichen Servicepalette sicherlich die Preisgestaltung der Cloud-Anbieter. Beispielsweise hat Microsoft für seine Cloud-Dienstleistungen seit April 2023 im Euroraum signifikante Preissteigerungen eingeführt, die Unternehmen dazu veranlassen könnten, über einen Anbieterwechsel nachzudenken

  • Keine Erfüllung der Muss-Kriterien

    In einem Positionspapier skizzieren die obersten deutschen Datenschützer, wie sie sich Souveräne Clouds vorstellen. Ihre Forderungen sind begrüßenswert, gehen aber nicht weit genug, bedauert Holger Dyroff, Co-Founder und COO von ownCloud.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen