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Umstieg auf Cloud Computing-Technologien


Drei Gründe, warum die Cloud in die Rundfunk- und Fernsehbranche gehört
Die Vorteile der Cloud und die Herausforderungen, denen Broadcaster im Zuge einer Migration begegnen können


Von André Wolski, Delivery Manager Media and Broadcast bei Endava

Ähnlich wie bei Banken und ihren geliebten Mainframes verlassen sich viele in der Rundfunk- und Fernsehbranche in Deutschland noch immer auf Technologien und Prozesse, die mittlerweile als veraltet gelten. Warum sollte sich auch etwas verändern, wenn die lokalen Komponenten, Systeme und Server im Rahmen der Content-Erstellung, Postproduktion sowie Ausstrahlung weiterhin zuverlässig ihren Dienst tun? Schließlich handelt es sich doch um eine schnelllebige Branche, in der Teams aus Redaktion, Produktion und Schnitt tagtäglich zeitkritische Aufgaben erledigen, deren Ergebnisse nicht auf sich warten lassen können und dürfen. Aber genau deshalb hält sich hartnäckig der Irrglaube, dass die räumliche Nähe zur notwendigen Hardware ein absolutes Muss ist.

Trotz ihrer Zuverlässigkeit mangelt es diesen sogenannten Legacy-Systemen an drei wichtigen Eigenschaften: Flexibilität, Skalierbarkeit und Geschwindigkeit. Gleichzeitig sind die Investitions- und Wartungskosten unverhältnismäßig hoch. In einer Welt, in der Konsumenten auf sie zugeschnittene, qualitativ hochwertige Medieninhalte erwarten, können diese Eigenschaften entscheidend für den Erfolg von Medienhäusern sein.

Durch einen Umstieg auf Cloud Computing-Technologien ergeben sich für die Branche vor allem drei konkrete Vorteile, die die komplette Produktionskette abdecken:

1. Produktion
Von der Vorproduktion über Zwischenformate bis hin zu finalen öffentlichen Dateien auf einem Content Delivery Network: Sämtliche Ressourcen werden außerhalb des eigenen Rechenzentrums in der Cloud gespeichert, wodurch der Platzbedarf auf lokalen Speichern sinkt. Gleichzeitig sind diese Inhalte unternehmensweit zugänglich. Zusätzlich können besonders kostenintensive Produktionsarbeitsplätze mit dedizierten Hardware-Anforderungen (wie beispielsweise Transcoding) nach Bedarf gemietet werden. Da Rundfunk- und Medienanstalten die Cloud-Kapazitäten bedarfsweise auf- und abwärts skalieren können, sparen sie zudem Kosten ein.

Die Cloud sorgt auf diesem Weg für eine schnellere, effizientere Produktion sowie kürzere Verarbeitungszeiten. Darüber hinaus ist auch die standortunabhängige Zusammenarbeit möglich. Dadurch verkürzen sich Feedback- und Freigabeschleifen und letztendlich steigt die Produktivität. Dies ebnet den Weg für vielfältigere und flexiblere Arbeitsplätze in einem bislang recht starren, ortsgebundenen Arbeitsumfeld.

2. Auslieferung
Neben den Produktionsprozessen vereinfacht die von Cloud-Anbietern bereitgestellte Infrastruktur die Content-Distribution erheblich. Sowohl Video-on-Demand- als auch Live-Inhalte lassen sich mithilfe von Cloud-Services effizient weltweit an ein breiteres Publikum ausspielen – und zwar auf unterschiedlichen Plattformen wie TV, PC und Mobile. Das ist besonders bei spontanen Ereignissen und topaktueller Nachrichtenberichterstattung von Vorteil.

Diese Flexibilität sorgt nicht nur für eine größere Reichweite – unter anderem durch das Bespielen neuer Kanäle. Broadcaster können sich zudem schnell an das sich ändernde Verhalten und die hohen Erwartungen ihrer User anpassen, um ihnen eine einzigartige Nutzererfahrung zu liefern. Zum Beispiel können nahtloses Streaming von Live-Ereignissen in verschiedenen Auflösungen für Nutzer mit unterschiedlichen Internetverbindungen bereitgestellt oder durch KI personalisierte Inhaltsvorschläge basierend auf den Sehgewohnheiten der Zuschauer angeboten werden.

3. Automatisierte Workflows
Die Verlagerung von Workflows in die Cloud erlaubt es Broadcastern, ihre Prozesse für die Content-Erstellung und -Bearbeitung sowie die Zusammenarbeit zu optimieren. In der Cloud bietet sich dafür der Einsatz von KI-gestützter Automatisierung an. Dadurch können Rundfunk- und Fernsehanstalten beispielsweise Untertitel automatisch erstellen oder ihre Metadaten automatisiert erzeugen und verwalten, was die Arbeitslast für die entsprechenden Teams mindert.

Kein Mehrwert ohne Herausforderungen
Der Umstieg auf die Cloud ist allerdings kein trivialer Prozess, bei dem die gesamte Infrastruktur über Nacht auf die andere Seite wandert. Vielmehr erfordert die Integration von Cloud-Tech in den bestehenden Broadcasting Workflow sowohl technologische Anpassungen als auch strategische Planung (Change-Prozesse), um Risiken zu minimieren.

Hier finden sich viele Rundfunk- und Fernsehanstalten in unbekanntem Terrain wieder. Auf der Technologieseite müssen sämtliche Systeme, Anwendungen und Daten genau unter die Lupe genommen werden. Im Anschluss ist festzustellen, welche von ihnen in die Cloud übertragen werden können und sollten und welches Cloud-Modell das sinnvollste ist. Erst dann können die neue Infrastruktur aufgebaut, Workloads übertragen und Anwendungen modernisiert werden.

Es ist ratsam, diese Reise nicht alleine anzutreten. Ein Cloud-Experte als Partner kann nicht nur das Assessment und den Healthcheck der bestehenden Infrastruktur und Workloads durchführen. Er kann ebenfalls sämtliche Migrationsprozesse übernehmen, während sich die Medienunternehmen darauf konzentrieren, ihrem Tagesgeschäft nachzukommen. Schließlich ist die Umstellung komplex und zeitaufwendig, läuft aber parallel zum normalen Betrieb weiter. Das kann unter Umständen zu einem höheren Arbeitspensum und potenziellen Engpässen führen. Auf der Strategieseite ist es ebenfalls notwendig, die treibende Kraft hinter der Transformation festzulegen. Erst wenn es jemanden gibt, der die Verantwortung über die Change-Prozesse und das Migrationsprojekt übernimmt, ist der Weg für Broadcaster in die Cloud geebnet. (Endava: ra)

eingetragen: 04.07.24
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